Die Gockelfrage

Es heißt ja, dass die Gruppe erst mit einem Gockel komplett ist. Aber würde ich meinen Schützlingen damit wirklich etwas Gutes tun? Schließlich haben sie in der früheren Haltung nie die Bekanntschaft mit dem männlichen Geschlecht gemacht. Außerdem machten sie mir auch nicht den Eindruck, dass ihnen jemand fehlen würde.

 

Die Aussage einer Bekannten, mit einem Gockel teile sich das Leid zwischen den 10 Hühnern zumindest auf, stimmte mich auch nicht gerade euphorisch.

 

Die Entscheidung traf ich letztendlich, weil mehr Gockel einen Bauernhof suchen als umgekehrt - im Zweifel für den Gockel sozusagen. 

Es war gar nicht so einfach, für die zarten Hybridhennen einen passenden Hahn zu finden. Er solle sie ja nicht überfordern. Aber ein Anruf später und plötzlich ging alles ganz schnell...

 

Mit dem Einzug von Rudi waren alle Zweifel wie weggewischt. Wer hätte gedacht, dass unser Prinz für die Hühner eine derartige Bereicherung ist? Rudi ist ein wahrer Gentleman - für Hennen das Maximum an Emanzipation. Er erfüllt die positiven Rollenzuschreibungen voll und ganz. Rudi schreit bei Gefahr auf, lässt den Damen den Vortritt bei der Fütterung und hält sich eher im Hintergrund. Dies führt  ab und zu dazu, dass die Hühner unbewacht bis spätabends durchs Gehege hudeln, während der müde Prinz bereits schläft. Aber ansonsten lässt er sich von seinen Hennen alles gefallen, ist sehr gutmütig und arbeitet eher an einem Ausgleich im Hühnerstall. Rudi baut Brücken. Zu den Schwachen, zu den Neuen. Wer halt gerade seine Hilfe braucht.