Heute ist Nationalratswahl. Politisch sind die Hühner bestimmt konservativer bzw. kapitalistischer als ich. Das Prädikat "solidarisch" bekommen die Hühner ja von mir. Ob sie sich selbst so definieren würden, wage ich zu bezweifeln. Hühner orientieren sich ja an einer strengen Hackordnung. Diese wird durch das Prinzip der Stärkeren, Potenteren und Besseren bestimmt und vermittelt, entspricht daher eher kapitalistischen und sozialdarwinistischen Zügen. Mitleid kennen Hennen eher nicht, Konformität ist hingegen sehr wichtig. Blute nicht, lege Eier, achte auf dein Federkleid und störe nicht die Nachtruhe. Wenn du krank bist, ist es besser du ziehst dich zurück. Klingt alles sehr hart, brutal und unmenschlich und doch irgendwie vertraut. Menschen haben auch gelernt eher nach unten als nach oben zu treten. Was nicht passt, wird passend gemacht. In unserer Gesellschaft sind auch viele Oberflächlichkeiten von Bedeutung, Partizipation funktioniert über Potenz. Kannst du mit, ist es gut. Wenn nicht, kann es böse enden.
Durch den Einzug der Neugoggs merke ich auch, wie in einer Hühnergemeinschaft mit Fremden umgegangen wird. Die alten Hühner verlangen eine Art Bringschuld von den Neuankömmlingen. Integriert wird durch Segregation. Klingt auch nicht neu. Ist es auch nicht. Erst nach und nach gewöhnen sie sich an Pippi und Co. Durch das geräumige Gehege und den großen Garten gibt es wenigstens gute Möglichkeiten einander auszuweichen. Hühner erinnern in ihrem Sozialverhalten oft an eine Gesellschaft der Egomanen, an der wir gerade recht zielstrebig weiterarbeiten. Hühner sind aber nun mal Hühner. Sie zu erziehen ist sinnlos. Ihnen aber den Rahmen so abzustecken, damit sie etwas mehr Rücksicht aufeinander nehmen können, dass die neuen Hühner auch versorgt sind, ist die einzige Möglichkeit sie zumindest koexistieren zu lassen.
Wenn unser Verhalten schon ab und zu jenem der Hühner ähnelt, sollten wir uns vielleicht die Frage stellen wie wir unsere Gesellschaft gestalten wollen um ein soziales Miteinander möglich zu machen. Hühner stellen sich diese Frage nicht. Wir sollten keine Hühner werden.
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